Medien, Meinung und Manipulation (Vol. 2)

Entgegen meiner Erwartung kam auf den offenen Brief von Bluejax an die Redaktion des heute-journals vom ZDF tatsächlich eine Reaktion (sicherlich auch der Hartnäckigkeit Bluejax’ zu verdanken). Darin äußert der Venezuela-Korrespondet Carsten Thurau seine Sicht der Dinge insbesondere im Bezug auf den offenen Brief. Nun ja, jedenfalls streift er die Kritik von Bluejax. Im Grunde versucht er seinen Beitrag zu rechtfertigen, der aber nicht den Kern der Kritik ausmachte. Vielleicht hätte Bluejax anstelle von
„Gerade von […] ZDF, […] erwarte ich, dass man […] keine einseitige Berichterstattung ausstrahlt, […]!“ besser schreiben sollen, dass er keine Anmoderation erwartet, welche den folgenden Bericht einseitig interpretiert und eine unvoreingenomme Rezeption damit erschwert. Da er einseitige Berichterstattung schrieb, kann man vielleicht schon verstehen, warum sich dessen Autor angegriffen fühlt und gleich noch weitere Beispiele liefert, die seine Sichtweise stützen. Was Herr Thurau dort nennt, sind wahrlich keine schönen Dinge. Und wenn es stimmt, dann muss man natürlich darüber berichten. Aber darum soll es jetzt nicht gehen…
Laut Herrn Thurau wurde er gebeten zu antworten, weil er die Lage vor Ort in Venezuela am besten beurteilen kann. Die heute-journal-Redaktion schiebt also ihren Experten vor, da er am wenigsten angreifbar ist (Wer von den Kritikern hat schon so viel Ahnung von Venezuela wie er?). Das ist taktisch klug. Es lässt aber auch darauf schließen, dass sich die Redaktion keine handwerklichen Vorwürfe gefallen lassen möchte (jdf. nicht öffentlich) – stattdessen ignoriert sie die Vorwürfe auf das Rhetorische (handwerkliche) und verlagert die Argumentation auf inhaltliche Ebene (der Korrespondent soll antworten). Vor allem der Seitenhieb auf Oskar Lafontaine und Linkspartei bleibt dabei unbeachtet. Ja klar, stimmt ja sicherlich, dass die den venezuelanischen Präsidenten Chavez als Vorbild betrachten, aber das liefert in dem Fall wirklich nix zur Sache. Eine dermaßen zusammenhangslose Vereinfachung und Verkettung von verschiedenen Sachverhalten ist ungefähr genauso dämlich wie wenn man bei einer Berichterstattung über die CDU immer wieder erwähnen würde, dass diese mal einen Bundeskanzler gestellt hatten, der ein aktives Mitglied in der NSDAP war.

Hm wobei, da fällt mir auf, dass es andersrum ja immer wieder gern gemacht wird: von wegen alter SED-Kader in der PDS bzw. jetzt Linkspartei usw.
Nun ja, zwischen gut gemeint (objektiv berichten wollen) und gut gemacht (eben nicht ganz so objektiv berichten, wie es möglich wäre) wird es wahrscheinlich immer einen Unterschied geben…