Die unspektakuläre Perfektion einer deutschen Hoffnung

Lena Meyer-Landrut wird Deutschland beim Eurovision Songcontest 2010 vertreten. Da sie in diversen Pressekritiken (z.B. bei zeit.de) hochgelobt und als Favorit gehandelt wurde, war ich über ihren Sieg auch nicht überrascht.

Dennoch frage ich mich was an ihr so besonders ist, dass sie diese Show gewonnen hat? Ihr Aussehen? Sie sieht hübsch aus, ohne Zweifel. Sie ist von dem Typ, in dem sich die Jungs in der Pubertät sicher reihenweise verknallt haben. Von solchen Mädchen gibt es aber mindestens eins in jeder Schulklasse. Etwas Besonderes kann das also nicht sein. Und ich möchte auch nicht leugnen, dass sie sehr gut singen kann. Aber das hat man von den anderen Kandidaten auch gesagt.

Warum also Lena Meyer-Landrut? – die strahlende, bäuerliche Verwaltungsbeamte (wenn man die Bedeutung ihrer Namen frei interpretiert).

Ich meine, sie hat gewonnen, weil sie gerade nichts Besonderes ist. Sie ist einfach nur gut, aber nicht außergewöhnlich. Sie entspricht dem Wunschkind des (west)deutschen Bildungsbürgers: sie ist sympathisch, süß, schlank, ehrgeizig und Einzelkind. Schon ihr Name ist Klischee pur: Meyer ist der zweithäufigste deutsche Familienname (alle gleichklingenden Schreibweisen eingeschlossen). Durch den Doppelnamen Meyer-Landrut klingt es jedoch nicht mehr wie Lieschen Müller sondern wie altehrwürdiger Landadel. Und ihr Vorname, Lena? Der war in den letzten Jahren (2009, 2008, 2007, 2006) durchweg unter den Top 5 der beliebtesten deutschen Vornamen für Neugeborene. Wie viele Zuschauer mögen in Lena wohl Assoziationen zu ihrer gleichnamigen Tochter gehabt haben? Oder zur Enkelin Helena, Magdalena oder Elena? Oder zur Nichte Milena, Annalena, Alena, Marlena oder Malena? Sicher mehr als bei Leon Taylor, denn dessen Vorname ist zwar der einzige der anderen Kandidaten, der beliebter ist, aber er als der Deutschen Wunschkind? Sicher nicht.

Und selbst wenn Lena Meyer-Landrut ein paar außergewöhnliche Charakterzüge hat (was ich nicht beurteilen kann), so wären diese individuellen Akzente lediglich die bestechende Krönung der ansonsten so gewöhnlichen Perfektion.

Leider fürchte ich, dass sie es mit ihrem noch viel unspektakulärerem Song „Satellite“ im Endeffekt auch nicht über eine gute Platzierung in der unteren Hälfte schaffen wird. Trotzdem viel Glück!

11 Gedanken zu „Die unspektakuläre Perfektion einer deutschen Hoffnung“

  1. Meinst du wirklich, die ist bei Jungs beliebt? Dir ist wohl nicht aufgefallen wie sie sich bewegt, wie sie läuft!?
    Ich würde eher denken dass sie von ihren Mitschülern gehänselt wird, ob ihrer Spastiken… Aber egal.

  2. „…ohne Zweifel. Sie ist von dem Typ, in dem sich die Jungs in der Pubertät sicher reihenweise verknallt haben.“
    Wer braucht noch mehr Gründe? 😉

  3. Es geht doch nicht um gut Singen oder nicht – Es geht darum, jemanden zu finden, der die meisten Telefonanrufe „einwerben“ kann – und das kann Sie wohl.
    Hier wie Da, scheint das Motto zu sein.
    Um es mal mit einem Sprichwort zu sagen: „Der Köder muss dem Fisch und nicht dem Angler schmecken.“
    So long.

  4. Ich beziehe meine Kenntnisse über usfo auf die Zeit ab Halbfinale, in dem der gesanglich ambitionierteste leider ausschied (Christian?!). Das gilt dann eher nicht als Kriterium, selbst für eine Sendung wie usfo.

    Im Finale überzeugte vor allem Jennifer mit einer ungeheuren Sicherheit in ihrer Performance. Konsequent richti gesungen und klanglich sehr, sehr sauber (aufgrund der Sicherheit). Sie bot auch deutlich mehr Variation in ihrer gesanglichen Interpretation.

    Lena überzeugte vor allem durch eins: das unperfekte. Äußerlich angepasst, innerlich anders. Dieses unkonventionelle, kindische Verhalten überzeugt dann auch die letzten Schwiegermutter und weckt beinahe Beschützerinstinkte. Ihre gesanglichen Unsicherheiten (da ist mancher DSDS Star talentierter) sind in ihrer Gesamtperformance als Pluspunkt zu werten. Da kann man anscheinend auch ihre Björk-Mentalität verschmerzen. Ich mochte Björk noch nie! 😉

  5. Ich teile die Einschätzung von Andreas: Ich fand den Auftritt von Jennifer auch besser als den von Lena. Allerdings habe ich noch weniger von usfo mitbekommen – habe nämlich lediglich die Zusammenfassung des Finales gesehen. Deswegen ist mein Eindruck sehr unbelastet und deshalb hat es mich ja auch so gewundert, warum grad Lena…

  6. LEEEEEEEEEEEEHHHHH
    NAAAAAAAAAAAAHHHHH

    Ich weiss nicht, was an Markus‘ Aussage so schwer zu verstehen ist. Ganz Europa musste Lena viele Punkte geben – ausser Deutschland. Die Stereotype, die du anführst, interessieren aber bestenfalls in Deutschland lebende Personen, insbesondere der ganze Hokuspokus rund um ihren Namen. Welchen Norweger oder Schweden soll denn nur entfernt tangieren, dass Lena ein langweiliger, *deutscher* Nullachtfuffzehn-Vorname ist. Deren Musikgeschmack mag von deinem abweichen und wie Markus sagte: sie müssen abstimmen.

    Die wollten ein paar Minuten lang gut unterhalten werden und das hat Lena mit ihrer Art geschafft. Da ist übrigens gerade Andreas‘ Bemerkung ziemlich fehl am Platz, dass Jennifer mehr Variation bewiesen habe. Schön für sie und bei DSDS sicherlich hilfreich, aber hier ging es darum, einen einzigen Song überzeugend rüberzubringen. Da hilft es wenig, eine Stinostimme zu schicken, die hübsch sauber singt und das bei AC/DC-Songs genauso wie bei Costa Cordalis.

  7. Hallo Schlumbi. Wenn Markus seinen Kommentar so gemeint hat, wie du ihn verstehst, dann solltest du eigentlich verstehen, dass der Kommentar unsinnig ist. Schließlich bezieht sich dieser Blogartikel auf die Abstimmung der Deutschen im USFO und die Argumentation kann demnach nicht „fürn Arsch“ sein.
    Und natürlich musste nicht ganz Europa Lena viele Punkte geben. Und hat es auch nicht. Letztendlich hat es aber trotzdem für den ersten Platz gereicht, wie wir jetzt ja wissen.

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