Kommunismus in der Kinderstube

Bush über Merkel: „Ich war sehr fasziniert davon, einer sehr starken Frau zu begegnen, die in einem kommunistischen Land groß geworden ist.“ (s. Spiegel-Online)
Meint er die DDR?

11 Gedanken zu „Kommunismus in der Kinderstube“

  1. „Meint er die DDR?“

    Scheint so.
    Bush hat wohl vergessen, dass der Sozialismus zum Glück nicht überall die kommunistische Phase erreicht hat, die in China ein paar Millionen mit dem Leben bezahlt haben. Allerdings könnte er auch einfach schon den entsprechenden Versuch für so verachtenswürdig halten, dass er das entsprechende Adjektiv gewählt hat.

  2. Ja schade. Denn konsequenterweise muss man dann auch das „christlich“ als Schimpfwort ansehen. Denn unter dem Etikett „christlich“ wurden nicht weniger Verbrechen begangen.

  3. Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich.

    Vielleicht ist es sinnvoll, auch mal die Inhalte der beiden Ideologien zu betrachten. Während der christliche Glaube letztlich radikal individualistisch ist und nur so lange in großem Stil missbraucht werden konnte, wie die Glaubensgrundlage, die Bibel, dem gemeinen Volk mangels Übersetzung zugängig war, ist der Kommunismus eine Ideologie, die von Natur aus kollektivistisch und totalitär ist.

    Das eine konnte also nur durch massiven Betrug missbraucht werden, das andere hat den Missbrauch quasi bereits in sich, weil es das Individuum als nachrangig gegenüber anderen Dingen ansieht.

  4. „Vielleicht ist es sinnvoll, auch mal die Inhalte der beiden Ideologien zu betrachten.“

    Ist sicher sinnvoll. Ich darf doch davon ausgehen, dass du sowohl die Bibel (Altes und Neues Testament) als auch das Manifest der KP samt philosophischer Vorbetrachtungen gelesen hast? Wenn ja, dann hast du mir einiges voraus und kannst bestimmt Nachweise für deine Behauptungen anbringen.
    Ich habe mich nämlich mit Bibel und Kommunismus „nur“ philosophisch befasst und bin zu der Auffasung gelangt, dass der die Idee des Kommunismus die Umsetzung der Vorstellung des christlichen Paradises auf Erden ist – aber eben ohne Metaphysik und totalitären Gott.
    Kommunismus als Schimpfwort zu gebrauchen ist antikommunistischen Ursprungs und kommt aus der Gruppe von Menschen, die sich durch die Idee des Kommunismus am meisten angegriffen gefühlt haben – Machthaber in Wirtschaft und Religion.
    Das jetzt immer noch als Schimpfwort zu gebrauchen, zeigt, wer in welchen Strukturen denkt. Die Leute, die mit dem Manifest unterm Kopfkissen einschlafen, sind allerdings auch nicht besser.

  5. „Ich darf doch davon ausgehen, dass du sowohl die Bibel (Altes und Neues Testament) als auch das Manifest der KP samt philosophischer Vorbetrachtungen gelesen hast?“

    Ersteres: Ja.
    Zweiteres: Zum Teil. Einmal im Rahmen des DDR-Staatsbürgerkunde-Unterrichts. Und dann über Sekundärliteratur und Diskussionen mit (durchaus auch vernünftig diskutierenden) Kommunisten.

    „und bin zu der Auffasung gelangt, dass der die Idee des Kommunismus die Umsetzung der Vorstellung des christlichen Paradises auf Erden ist“

    Wer setzt es um? Wie wird mit Widerständen umgegangen?
    Während der christliche Glaube (den mal zu verteidigen ich mir auch nicht hätte träumen lassen) auf das Individuum und seine Nachfolge der Lehre Christi setzt (die eben zu 100% gewaltlos ist), kommt der Kommunismus nicht ohne gewaltsam betriebene Umsetzung durch „revolutionäre Klassen“ aus. Kommunismus bedeutet Krieg gegen Klassenfeinde, gegen andere, Christentum bedeutet schlimmstenfalls Krieg gegen sich selbst.

    „Kommunismus als Schimpfwort zu gebrauchen ist antikommunistischen Ursprungs“

    Das ist nun mal kein Argument. Denn natürlich kann man den, der den Kommunismus als Übel ansieht, als Antikommunisten bezeichnen.

    „… und kommt aus der Gruppe von Menschen, die sich durch die Idee des Kommunismus am meisten angegriffen gefühlt haben – Machthaber in Wirtschaft und Religion.“

    „Machthaber in der Wirtschaft“? Wer soll das denn sein?

  6. „Kommunismus bedeutet Krieg gegen Klassenfeinde“

    Stimmt zum Teil – Kommunismus bedeutet die Überwindung des Klassenkampfes und nicht Krieg. Auch Pazifisten können kämpfen, kämpfen ist nicht gleich bekriegen. Und trotzdem bedeutet es nicht zwangsläufig Stalin, Mao oder Mauerschüsse und erlaubt es nicht den historischen Kontext zu vergessen. Stalin hatte mit dem Kommunismus soviel gemein, wie die Inquisition mit der Lehre Christi, die sich überdies mit Sicherheit auf wenigen Seiten festhalten lässt und keiner dicken Wälzer bedarf.

    Und Machthaber in der Wirtschaft sind Manager und sonstige Leute mit viel Geld, denn Geld bedeutet Macht und der Milliardär ist nicht besser als der Vorarbeiter, aber er ist stärker und damit mächtiger. Und die Unterschiede im Vermögen sind niemals natürlich und allein durch bessere Fähigkeiten bedingt, sondern oft durch viel Glück und manchmal auch durch eine Portion Skrupellosigkeit

  7. „Stimmt zum Teil – Kommunismus bedeutet die Überwindung des Klassenkampfes und nicht Krieg.“

    Man kann das Niederringen des Gegners und den danach einsetzenden Frieden auch als „Überwindung des Kampfes“ bezeichnen, ja.

    „Und trotzdem bedeutet es nicht zwangsläufig Stalin, Mao oder Mauerschüsse…“

    Fragt sich, wie diejenigen, die an freiem Austausch ihrer Gedanken und Güter festhalten wollen, gewaltlos zur Aufgabe ihres Eigentums gedrängt werden sollen.

    „Und Machthaber in der Wirtschaft sind Manager und sonstige Leute mit viel Geld…“

    Nun mal langsam. Manager sind Leute, die vom Eigentümer eines Unternehmens beauftragt wurden, dieses zu leiten. Die Macht ist also erst einmal dadurch beschränkt, dass der Eigentümer den Manager wieder abberufen kann. Und dadurch, dass die Leitungsfunktion nur das Unternehmen betrifft.
    Mit der Entlohnung des Managers durch den Eigentümer hat diese Macht dann eigentlich nichts zu tun.

    „denn Geld bedeutet Macht“

    In einer freien Gesellschaft bedeutet Geld erst einmal nur die Möglichkeit, dieses gegen Waren zu tauschen. Wer mehr hat, bekommt mehr oder bessere Waren.
    Macht bekommt man mit Geld nur indirekt – nämlich dann, wenn der Staat käuflich wird, wenn Beamte bestechlich werden. Dann wird deren Macht zur Ware und erhältlich.

    „Und die Unterschiede im Vermögen sind niemals natürlich und allein durch bessere Fähigkeiten bedingt, sondern oft durch viel Glück und manchmal auch durch eine Portion Skrupellosigkeit“

    In der freien Marktwirtschaft hat der mehr Geld, der seine Produkte besser verkaufen konnte. Aber natürlich gibt es den Lotto-Gewinn, der mit Glück zu tun hat. Oder es gibt die Möglichkeit, als Lobbyist die Politiker anzuhalten, andere zu schröpfen und das Geld in die eigene Tasche umzuverteilen. Umverteilen mögen die Politiker gern. Denn das gibt ihnen das Gefühl gebraucht zu sein. Aber das hat mit freier Marktwirtschaft dann schon nichts mehr zu tun.

  8. „Von welcher „freien Marktwirtschaft“ sprichst du? Wo gibt’s die?“

    In Idealform wohl nirgends. Weitestgehend wohl in den USA, evtl. noch in Neuseeland.
    Ansonsten ist die freie Marktwirtschaft ein politisches Ziel derjenigen, die du „Radikalliberale“ nennst.

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