Meinungsfreiheit in Deutschland

Bei der aktuellen Diskussion um die Meinungsfreiheit ist es ein trauriger Umstand, dass sie grad auf Kosten armer, muslimischer Menschen geführt wird, die sich von den dänischen Karikaturen in ihrer religiösen Würde verletzt fühlen und sich nicht anders zu helfen wissen als europäische Händler zu boykottieren, Flaggen zu verbrennen und Botschaften zu stürmen.

Ich möchte dabei aber auch daran erinnern, dass es in Deutschland mit der Meinungsfreiheit in einigen Bereichen nicht weit her ist.
So sagte der Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert 2001 in der Zeitschrift „Max“: „Bush ist kein Mörder und Terrorist. Aber die Denkstrukturen sind die gleichen.“ und musste daraufhin wilden Beschimpfungen standhalten, die bis zur Forderung des Rausschmisses aus dem Nachrichtensprechergeschäft führten.
Der ehemaligen Ministerin Däubler-Gmelin wurde im September 2002 vorgeworfen sie hätte folgendes gesagt: „Bush will von seinen innenpolitischen Schwierigkeiten ablenken. Das ist eine beliebte Methode. Das hat auch Hitler schon gemacht.“ woraufhin damals Bundeskanzler Schröder sogar einen Entschuldigungsbrief an Bush schrieb. Letztendlich stellte sich jedoch heraus, dass sie das gar nicht gesagt hatte sondern falsch zitiert wurde.
Sich über diese Äußerungen dermaßen aufzuregen war damals schon genauso schwachsinnig, wie sich heute derart über die islamkritischen Karikaturen aufzuregen.
Und ja, ich bin der Meinung es steckt in allen genannten Äußerungen ein nicht zu verachtender wahrer Kern drin – deswegen erzeugen sie ja so viel Aufmerksamkeit.

Die Wahrheit ist manchmal eben schwer zu ertragen…

9 Gedanken zu „Meinungsfreiheit in Deutschland“

  1. Wurde Herr Wickert enthauptet oder Frau Däubler-Gmelin gesteinigt?

    Du verwechselst anscheinend Kritik an verbreiteten Meinungen mit gewaltsamer Unterdrückung der Freiheit, beides zu äußern: Meinung und Kritik daran.

    Abgesehen davon bin ich der Meinung, dass Wickert und Däubler-Gmelin Unsinn geschwatzt haben. Aber das tut eigentlich nichts zur Sache.

  2. @Boche:
    Kritik ist ja schön und gut. Aber wenn man was kritisiert, sollte man doch auch wissen, was man eigentlich kritisiert. Ich kann mich jedoch nicht erinnern, dass Herrn Wickert ausreichend die Möglichkeit gegeben wurde, mal ausführlich zu erklären, was er denn genau meint und wie er darauf kommt. Es wurde einfach gesagt, sowas dürfe man nicht sagen und er solle sich gefälligst dafür entschuldigen bzw. seinen Posten räumen. Super Kritik war das – sehr konstruktiv und ne echt tolle Meinung. Ein öffentlicher Disput wurde im vornherein abgewürgt.

    Auch wenns eigentlich nichts zur Sache tut, so würde mich interessieren, welchen Unsinn von Frau Däubler-Gmelin du meinst.

  3. Dass die Kritik an Wickert so daherkam wie sie kam, liegt nun einmal an der Medienwelt und wie sie funktioniert. Im Hintergrund wurden vielleicht die Diskussionen geführt, die du vermisst hast. Denn Wickert ist ja meines Wissens nicht entlassen wurden. Ansonsten bin ich durchaus der Ansicht, dass eine dumme Äußerung in bestimmten Berufen durchaus ausreichen kann, um die Befähigung ohne großes Diskutieren in Frage zu stellen.

    Und welchen Unsinn ich von Frau Däubler-Gmelin meinte, hattest du ja in deinem Artikel erwähnt: Den Bush-Hitler-Vergleich. Den hat sie zwar bestritten. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es aber Zeugen, die darauf bestanden haben, dass diese Bemerkung so gefallen war.

    Zwei themenfremde Fragen am Rande: Hat dein Blog RSS? Und was ist „FOAF“ (im Kommentarfensterkopf)?

  4. Du sprichst genau das richtige an – die „Medienwelt“. Die Medien bilden ganz entscheidend die öffentliche Meinung und im Fall Wickert war die Medienberichterstattung einseitig und quasi gleichgeschaltet. Die Kritik an der Meinung von Wickert etc. war weitestgehend ohne Bezug zu dem, was er eigentlich ausdrücken wollte. Sie waren einfach nur empört. Genauso wie die meisten Moslems über die Karikaturen empört sind und einige sogar derart, dass sie zu absolut inakzeptablen Mitteln greifen. Also ich sehe da schon Parallelen zwischen den Fällen.

    Anbei: RSS habe ich aktiviert und hoffe es funktioniert, ich selbst nutze das noch nicht…
    FOAF bedeutet „Friend of a Friend“ und dient der sozialen Vernetzung ->http://was-ist-foaf.de Ich habe mir grad auch ne FOAF-Datei angelegt, funktioniert aber noch nicht gaz wie ich mir das vorgestellt hatte… Danke aber für die Hinweise.

  5. „…im Fall Wickert war die Medienberichterstattung einseitig und quasi gleichgeschaltet.“

    Sein Satz wurde richtig wiedergegeben, oder?

    „Die Kritik an der Meinung von Wickert etc. war weitestgehend ohne Bezug zu dem, was er eigentlich ausdrücken wollte.“

    Was wollte er eigentlich ausdrücken?

    Die Empörung in der Medienlandschaft einer demokratischen Gesellschaft mit der „Empörung“ eines marodierenden Mobs zu vergleichen und als „parallel“ zu bezeichnen, verlangt mir schon einiges an gutem Willen und Fantasie ab.

    Nochmal zu RSS: Wie lautet denn die Adresse für meinen RSS-Reader?

  6. „Sein Satz wurde richtig wiedergegeben, oder? “

    Ich hoffe es!

    „Was wollte er eigentlich ausdrücken?“

    Ich weiß es ja eben nicht, ich habe keine Erklärung von ihm mitbekommen. Ich kann nur interpretieren. Und so wie ich ihn interpretiere ist die Aussage korrekt.

    „Die Empörung in der Medienlandschaft einer demokratischen Gesellschaft mit der „Empörung“ eines marodierenden Mobs zu vergleichen und als „parallel“ zu bezeichnen, verlangt mir schon einiges an gutem Willen und Fantasie ab. “

    Ich sagte es gibt Parallelen, denn es ist nicht nur der marodierende Mob empört…

    RSS: schau mal nach „RSS 2.0-Feed“ – dahinter verbirgt sich immer ein Feed, ich weiß nicht welchen du willst. Der für die Kommentare zu diesen Eintrag ist jdf.http://www.meckerossi.de/blog.php?feed=rss2&weblog_id=24&weblog_archiv=20060204&weblog_file=meinungsfreiheit_in_deutschlan

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