Im Krieg stirbt die Wahrheit immer zuerst

Wie schnell sich die Berichterstattung im Krieg ändern kann, kann man im Moment live erleben:

Zunächst einige Zeilen aus dem gestrigen Artikel auf Spiegel online „Europa von Kaukasus-Krieg kalt erwischt“:
„Am Vormittag hatte Russland […] öffentlich gewarnt, Georgien bereite einen Krieg vor. […] Nur wenige Stunden später flammten heftige Kämpfe auf. Bomben fielen auf Zivilisten. Ein georgischer General sprach von der Rückeroberung Südossetiens. […]Womöglich, spekulieren europäische Beobachter, wollten die Georgier vor kommenden Friedensverhandlungen noch schnell ihre strategischen Positionen verbessern und hier eine Brücke, dort einen Berg erobern.“

Einen Tag später klingt es im Artikel „Saakaschwili bietet Waffenruhe an, wirft Russland ‚ethnische Säuberungen‘ vor“ schon ganz anders:
Der georgische Präsident warf „Russland vor, den militärischen Konflikt, der gestern eskalierte, monatelang vorbereitet zu haben. Russische Streitkräfte würden ‚ethnische Georgier‘ vertreiben, nicht nur in der nach Unabhängigkeit strebenden Provinz Südossetien, sondern auch in der ebenfalls abtrünnigen Provinz Abchasien. […] Der am gestrigen Freitag eskalierte Konflikt zwischen Russland und Georgien dreht sich um die Provinz Südossetien, die formal zu Georgien zählt, aber nach Unabhängigkeit strebt. Russland ist mit den Separatisten verbündet. […] Am Samstagvormittag hatte die russische Armee gemeldet, sie habe die südossetische Hauptstadt Zchinwali völlig unter ihre Kontrolle gebracht. […] Georgien hatte vor dem am Freitag ausgebrochenen Militärkonflikt etwa ein Drittel Südossetiens unter seiner Kontrolle.“

Kein Wort mehr davon, dass Georgien zuerst mit Panzern nach Südossetien einfuhr. Es klingt, als wenn Russland einen Krieg gegen Georgien initiiert hätte…