Pamphlet im Briefkasten

Die TA berichtet über Unbekannte, welche in der Nacht zum Wahlsonntag anonyme Schreiben in die Briefkästen der Bewohner der Ilmenauer Wohngebiete Stollen und der Pörlitzer Höhe warfen. In diesem Pamphlet wird der unbewiesene Vorwurf erhoben, dass der Sohn einer Kandidatin der Linkspartei für den Ilmenauer Stadtrat, den Ilmenauer Jugendclub „Blaues Wunder“ in Brand gelegt hätte. Dieser Verdacht wird dann sogleich der Mutter des Jugendlichen zum Vorwurf gemacht…

Als ich am Samstagabend über den Stollen gefahren war, sah ich wie zwei kurzgeschorene junge Männer, die ihrem Äußeren nach eindeutig dem rechtsextremen Spektrum zuzuordnen waren, Zettel in die Briefkästen warfen. Wenn man am nächsten Morgen keine Werbung einer rechtsextremen Partei im Briefkasten fand, so kann man sich sicher denken, wer das besagte Pamphlet verbreitete.
Da die Linke von Seiten der städtischen CDU bezüglich der Brandstiftung an dem Jugendclub aufgefordert wurde, sich deutlicher von Linksextremismus und Gewalt zu distanzieren, ist es sehr interessant hier zu beobachten, wer auf da auf den CDU-Zug aufspringt… Zeit für die CDU sich eindeutig von diesem Pamphlet zu distanzieren!

Wo wohnen die Kandidaten der Kommunalwahl 2009 in Ilmenau?

Nächstes Wochende ist Kommunalwahl in Ilmenau. Insgesamt stehen 105 Kandidaten und Kandidatinnen zur Wahl. Man hat also eine große Auswahl an die man seine 3 Stimmen vergeben kann… Keine leichte Wahl.
Als politisch-interessierter Bürger möchte man natürlich wissen, mit wem man es da zu tun hat.

Als ich mir also die Kandidatenliste und deren Wohnorte anschaute, welche im Amtsblatt 06/09 aufgeführt sind, wurde mir zunächst jedoch etwas seltsam zumute: Es schien, als wenn am Stollen fast nur Kandidaten der Linken zu finden sind, während die Straßennamen der Kandidaten von der CDU meist eher nach Einfamilienhaussiedlung klangen. Sollte es in Ilmenau also tatsächlich auch derart klischeebehaftet klischeekonform hergehen? Die Linken wohnen in den DDR-Plattenbausiedlungen und die CDU-Vertreter wohnen in den wohlhabenderen Gegenden!?

Ein Mikrokosmos Ilmenau rief danach entdeckt zu werden!

Um einen optischen Eindruck über die Verteilung der Wohnorte der Kandidaten für die Kommunalwahl 2009 in Ilmenau zu bekommen hilft natürlich eine Karte:

Legende: CDUDie LinkeSPDBüBüFWGFDPPro Bockwurst


Kommunalwahl Ilmenau 2009 auf einer größeren Karte anzeigen

Und auf dieser Karte sieht man tatsächlich, was ich vermutet hatte:

  • Ungefähr die Hälfte der Kandidaten von Die Linke wohnen im Wohngebiet Am Stollen – auch scheint der Stollen insgesamt eher dem linken Spektrum anzugehören.
  • Die westlichen Stadtgebiete wiederum sind dominiert von CDU und FWG, wobei letztere es sich besonders ums Hotel Tanne herum gemütlich machen.
  • Auch die Ortsteile Heyda, Unterpörlitz und Manebach erscheinen fest in der Hand der CDU.
  • Die Pörlitzer Höhe wiederum erscheint gemessen am Anteil der Bevölkerung relativ unpolitisch. Dafür sind die wenigen Vertreter dort aber insgesamt aus nahezu allen Lagern. Aber aus den Plattenbauten kommen auch dort überwiegend Kandidaten von der Linken.
  • Interessant sind zudem auch die vielen Nachbarschaftscluster, welche sich bei allen Lagern finden lassen, die mindestens 10 Anwärter für einen Stadtratssitz ins Rennen schicken.

Man entdeckt eben doch immer noch was neues in Ilmenau…

Die Mär von der gescheiterten Integration

Eberhard Seidel schreibt in der taz über das verklärte Bild der medialen Berichterstattung bezüglich des Verhältnisses von Migranten zur deutschen Gesellschaft. Die Mär von der gescheiterten Integration hat zumindest in der Sinus-Studie 2008 keine empirische Evidenz, sondern es wird ein wesentlich differenzierteres Bild gezeichnet:

„Insgesamt zeigen die Ergebnisse dieser Untersuchung, dass es sich bei den in Deutschland lebenden Menschen mit Migrationshintergrund nicht um ein besonderes und schon gar nicht um ein einheitliches Segment in der Gesellschaft handelt. Die den verbreiteten Negativ-Klischees entsprechenden Teilgruppen gibt es zwar, und sie sind im vorliegenden Migranten-Milieumodell auch lokalisierbar. Aber es sind sowohl soziodemografisch als auch soziokulturell marginale Randgruppen.“

Günther Jauch and the ethics

Till last Easter weekend, Günther Jauch was just a good entertainer and generous donator for me.  Now this impression changed radically after I had to hear the radio spots for the radical religious education movement „Pro Reli“. This civil movement wants to change Berlin’s education system regarding religious education. At the moment, all pupils of secondary schools in Berlin are taught in an compulsive ethics course. Additionally they can subscribe to a religion course of the religion they prefer.

The „Pro Reli“ movement wants to change the law so that pupils will have to choose between the general ethics course and a special religion course. Because of financial and practical constraints it will hardly be possible that they will be able to subscribe to both courses in this case.

Günther Jauch supports this idea and says in one radio spot that in a diverse town like Berlin it is not good to have a general ethics for all groups of people. The logical conclusion of this statement is, that everybody can have an own ethics. So if anybody prefers to kill witches or women who want to live their own live beyond family tradition, it will be okay. Different ethics fit to the logic of „Pro Reli“. Ensuring a common understanding of a peaceful and tolerant living together is not necessary in their opinion.

The referendum is on 26th April. I just can hope that the citizens of Berlin will vote for the much more reasonable decision of „Pro Ethik„.

Origin of humankind – what do Germans believe?

Do humankind and apes have the same ancestors or is humankind created by god as written in the Bible? What do Germans believe?

In a survey conducted in West Germany in 1970, 40% of the respondents said that they don’t believe in humans and apes having the same ancestors. On the other hand 38% did believe in it.

As reported by the Humanistic News Service (hpd) the Institute for public opinion of Allensbach (IfD) recently conducted a survey to answer this question for nowadays. The result shows significant changes within the last 39 years. Now 63% of the Germans believe in the deduction induced by the evolution theory. Only 20% still believe in the creationist claim and 19% don’t know for sure.
Interesting is the fact that even a considerable majority from protestant or catholic Germans don’t believe in the human’s creation by god as claimed in the Bible.

Zwei Überlegungen zur Diskussion um das Waffengesetz

Zwei Überlegungen zur Diskussion um das Waffengesetz, welche ich eigentlich in einem anderen Forum posten wollte. Da dort die Diskussion aber beendet wurde, lagere ich das halt hier aus. Vielleicht hat ja jemand anderes Lust hier weiter zu diskutieren.

„Kriminelle bekommen auf jeden Fall Waffen.“

Mag sein. Aber wann ist ein Krimineller ein Krimineller? Ist er ein Krimineller, wenn er sich illegal eine Waffe besorgt hat? Ich würde sagen ja. Ist er schon ein Krimineller wenn er sich illegal eine Waffe besorgen will? Ich würde sagen nein. Ist die Menge derer die sich illegal eine Waffe besorgen wollen, genauso groß wie derer, die sich eine Waffe illegal besorgt haben? Ich würde meinen nein, denn die zweitgenannte Menge ist sicher kleiner.
Worauf will ich eigentlich hinaus? Ich meine die Aussage „Kriminelle bekommen auf jeden Fall Waffen.“ ist ein Zirkelschluss, nach dem Motto „Kranke Leute sind auf jeden Fall nicht gesund.“
Für einen unbescholtenen Bürger, dem in einem Moment emotionaler Erregung nach Rache gelüstet, ist die Gefahr ein Krimineller zu werden m.E. deutlich größer, wenn er eine Waffe hat.

„Between 25-75 lives are saved by a gun for every life lost to a gun. Medical costs saved by guns in the hands of law-abiding citizens are 15 times greater than costs incurred by criminal uses of firearms. Guns also prevent injuries to good people and protect billions of dollars of property every year.“

Wie misst man eigentlich die Zahl derer, deren Leben durch eine Waffe geschützt worden sein soll?

Ich stelle mir grad so folgenden Fall vor:
Peter geht mit seiner Pistole auf eine Party. Dort sieht er wie seine Freundin Gabi, die er eh schon im Verdacht hatte untreu zu sein, mit Paul rumgeknutscht. In einer Kurzschlussreaktion erschießt er Paul und bedroht anschließend Gabi mit der Waffe. Arne hat das beobachtet und holt seine Waffe raus und bedroht damit Peter, der sich mit ausgestrecktem Arm und der Waffe in der Hand zu Arne umdreht. Daraufhin reagiert Arne blitzschnell und erschießt aus Selbstschutz Peter.

Hat Arne nun den übrigen 50 Gäste das Leben geschützt?
Ich vermute in der Lesart der Waffenlobby hat er das…

Freiheit für alle Computerspiele?

Eine Umfrage zum Verbot von gewalthaltigen Computer- und Videospielen auf dem Blog „medienbewusst“ fördert Erschreckendes zu Tage: zum heutigen Tag stimmten über 60% (immerhin fast 300 Personen) dafür, das „alle Computer- und Videospiele […] frei zugänglich sein“ sollten.
Vielen Kämpfern für ein Verbot von gewalthaltigen Computerspielen kann man ja durchaus vorwerfen ein naives, eindimensionales und naiv-reduktionistisches Weltbild zu haben. Diejenigen, welche jedoch eine unbeschränkte „Freiheit“ aller Art Computer- und Videospielen fordern – und genau das tun diejenigen, welche in der Umfrage für die genannte Option abstimmten – denken schrecklich unreflektiert.
Kein vernünftiger Mensch wird doch wohl ein Spiel tolerieren können, in dem z.B. Kinder vergewaltigt werden man z.B. Kinder virtuell vergewaltigen kann! Aber genau so ein Spiel müsste bei dieser Absolutforderung freigegeben werden.

Falls dem ein oder anderen jetzt also einleuchten sollte, warum eine derartige Forderung totaler Blödsinn ist, dem wird vielleicht auch einleuchten, das es bestimmte ethische Grenzen gibt, ab der ein Spiel nicht mehr tolerierbar ist. Das diese Grenze von verschiedenen Menschen verschieden bemessen wird, mag ebenso einleuchten. Und genau deswegen ist eine Debatte über ein Verbot solcher Spielen immer wieder aktuell. Aber bitte nicht mit dem Glauben, man würde mit einem Verbot dieser Spiele weitere Amokläufe verhindern…

Das „Inzest-Monster“, eine Inkarnation des Bösen?

„Ich bereue es aus ganzem Herzen, was ich meiner Familie angetan habe. Ich kann es leider nicht mehr gut machen. Ich kann nur schauen, den Schaden nach Möglichkeit zu begrenzen“ sagte Josef Fritzl im Gerichtssaal am Tag seiner Urteilsverkündung.

Fritzl gilt als selbstmordgefährdet und ich bin mir sicher, dass er das tatsächlich tun wird. Die Selbstsicherheit mit der er bei der Urteilsverkündung auftrat, finde ich verdächtig. Zumal er sein Gesicht die Tage zuvor hinter einem Aktenordner versteckte. Was macht ihn also auf ein mal so selbsbewusst?

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Schweizer Nationalisten

Schweizer Nationalisten sind auch nicht klüger als Nationalisten anderer Länder.

Nachdem bestimmte Gruppierungen in der Schweiz vor einiger Zeit eine fragwürdige Kampagne gegen ausländische Arbeitskräfte starteten (s. spiegel.de), damit in einer Volksabstimmung aber kläglich scheiterten (s. zdf.de), kommen jetzt neue Polterer zu Wort und beschweren sich über einen Vergleich vom deutschen Finanzminister (s. nzz-online.ch). Damals wie heute muss man jedoch konstatieren, dass es viele Schweizer gibt, die nicht so denken, wie die Leute aus dem besagten Milieu. Es gibt viele Schweizer, welche ihre Vernunft und Realitätssinn nicht verloren haben. Deswegen scheiterte die „Schwarze-Raben Kampagne“ der SVP damals auch am eindeutigen Votum der Schweizer für die Freizügigkeitsbestimmungen. Es gab eben vernünftige Gründe für eine Verlängerung (s. tagesanszeiger.ch).

Die Schweiz profitierte auch sehr lange von den Steuerflüchtlingen und hat auch mit deren Geld die vielen Jobs bezahlt, welche die Arbeitslosigkeit in der Schweiz so niedrig halten. Wer einmal länger in der Schweiz war, dem wird sicher auch aufgefallen sein, dass dort so mancher Arbeitsplatz praktisch mit 3 Personen besetzt ist, was in Deutschland einer machen müsste.

Liebe Schweizer, macht euch nix vor! Das wird auch bei euch nicht ewig so weitergehen können. Das ist aber wohl vor allem den Nationalisten nicht klar…

Quellen:

[1] spiegel.de – Alles oder nichts
[2] zdf.de – Schweizer für Erhalt der Freizügigkeit
[3] nzz-online.ch – Mit keiner Silbe despektierlich
[4] tagesanzeiger.ch – Ruinieren Einwanderer unser Sozialsystem?