Rechtsextremismus ist kein ostdeutsches Phänomen

Wie der erste Kommentator meines letzten Posts richtig bemerkte, wird vielen Bürgern durch das Attentat auf den Passauer Polizeidirektor nun klar, dass die Nazis auch vor Angriffen auf die bürgerliche Mitte keinen Halt machen. Angst regt sich nun auch dort.

Aber eine Studie zu „Rechtsextremen Einstellungen in Deutschland 2008“ zeigt, dass in der bürgerlichen Mitte selbst auch erschreckend viele Gedanken der Nazis vertreten sind. Die allgemeine Tendenz mag zwar andeuten, dass derartige Meinungen an Rückhalt in der Bevölkerung verlieren, zur Beruhigung geben die Ergebnisse dennoch keinen Anlass. Das Attentat auf einen hohen bayerischen Polizeibeamten sowie die Studie zeigen ferner, dass Rechtsextremismus bei weitem kein ostdeutsches Phänomen ist: „Eine einfache Unterscheidung zwischen Ost- und Westdeutschland geht dem Vergleich der Bundesländer entsprechend an der Komplexität des Phänomens vorbei. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern müssen eine einfache Ost-West-Fixierung aufweichen. “ (S. 56)
Dabei freue ich mich, dass ich in einem ostdeutschen Bundesland (Brandenburg) sozialisiert wurde, in dem verschiedene Dimensionen von rechtsextremen Gedanken (Befürwortung einer Diktatur, Antisemistismus, Sozialdarwinismus, Verharmlosung des Nationalsozialismus) deutlich unterdurchschnittlich repräsentiert sind. Wohingegen meine momentane Wahlheimat Thüringen, welche oft mit überdurchschnittlicher Repräsentation auffällt (Antisemitismus, Sozialdarwinismus), nicht gerade zur Freude anregt.
Wobei man für Brandenburg auch nicht unerwähnt lassen sollte, dass dort leider fast ein Drittel der Befragten zu Ausländerfeindichkeit neigen und Thüringen damit sogar übertrifft.

Die teils krassen Unterschiede zwischen den Bundesländern werfen nun eine Menge weiterer Fragen auf (vgl. S. 56ff), deren Beantwortung man mit Interesse erwarten darf…

A day lasts longer than 24 hours

Communication technologies as enabled by the internet overcome geographic and time barriers. This sounds logical and can be observed in everyday internet usage. But getting a real understanding of what it means may take a while until you get birthday greetings from Japan 5 hours before you considered your birthday. So, who said that a day lasts 24 hours?!

The party goes on!

Wikipedia lahm gelegt?

Ein Bundestagsabgeordneter der Partei Die Linke erwirkte mit einer einstweiligen Verfügung, dass die Domain www.wikipedia.de vorrübergehend nicht auf die Inhalte der Wikipedia weiterleiten darf. Grund für diese Sperre ist eine anhaltende Auseinandersetzung mit einem Artikel über eben diesen Politiker, Lutz Heilmann, in dem wiederholt unwahre Behauptungen über seine Person aufgetreten sein sollen.

Während verschiedene Medien noch relativ neutral über diesen Sachverhalt berichten (s. SPON oder Zoomer) so findet man in den Weiten der Bloggerwelt unzählige Einträge, die sich weit unterhalb vom BILD-Niveau bewegen. Dort wird wenig nachgedacht und es zeigt sich bei vielen mal wieder ein eklatanter Mangel an Differenzierungsvermögen, wenn es um den politischen Gegner geht. Dort ist Person = Partei, SED = Die Linke, Stasimitarbeiter = alles Verbrecher, Wikipedia = alles toll und Meinungsfreiheit = Freiheit jeden Mist erzählen zu dürfen…

Aber zum Glück findet man noch gebildete und unvoreingenommene Kommentatoren, so etwa SoWi bei Zoomer:

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Keine Macht den Kommunisten seit?

Der hessische CDU-Generalsekretär Axel Wintermeyer meint man müsse überlegen, was man gegen die Bildung einer „Regierung unter aktiver Beteiligung von Kommunisten“ tun kann, da es sowas in Hessen seit dem zweiten Weltkrieg nicht gab, berichtet fr-online.

Aber was genau meint er mit „seit dem Zweiten Weltkrieg“? Den Anfang oder das Ende?
Der Zweite Weltkrieg begann bereits 1939. Man kann aber gut und fest behaupten, dass es sowas in Hessen sogar seit 1933 nicht gab.

Also warum so tief stapeln, Herr Wintermeyer?

Statistiklektion die nächste

Und wieder werden irgenwelche statistischen Werte miteinander verglichen, die man nicht einfach so vergleichen darf.

Diesmal findet sich ein solcher Fehler bei einer dpa-Meldung in einem Artikel auf fr-online, welcher über die Anteile von Senioren bei Unfällen im Straßenverkehr berichtet. Und zwar heißt es dort:

„[…] ältere Verkehrsteilnehmer [sind] nicht häufiger Unfallverursacher als Fahrer jüngeren Alters.[…] Rund ein Fünftel der Bevölkerung in Deutschland sei heute über 65. Aber weniger als 11 Prozent aller Unfälle würden durch Senioren verursacht.“

Vergleicht man den Anteil von Kleinkindern an der Bevölkerung mit dem Anteil von Unfallverursachern am Steuer, welche im Kleinkindalter sind, so wird man ebenso feststellen, dass Kleinkinder sehr selten Unfallverursacher sind. Sind sie deswegen gute Autofahrer? Sicher nicht!

Man kann nämlich nicht den Bevölkungsanteil als Argument heranziehen, sondern man muss den Anteil der aktiven Fahrer in einem bestimmten Alter im Vergleich zur Gesamtzahl der Menschen in diesem Alter berücksichtigen. Es ist doch vollkommen logisch, dass 25-Jährige mehr Unfälle als 75-Jährige verursachen, wenn ihr Anteil an Kraftfahrzeugführern größer ist.
Nur wenn die Verteilung der Altersgruppen bei den Kraftfahrzeugführern mit der Verteilung in der Gesamtbevölkerung übereinstimmt, wäre der Vergleich mit der Unfallstatistik zulässig.

Alles andere ist Milchmädchenrechnerei.

Ost-West-Studententransferzahlen

Ein Leserbrief: 

Mit Interesse las ich den Artikel „Das verschmähte Paradies“ (Seite 21) von Christian Fuchs über west- und ostdeutsche Studierende und die Wahl ihres Studienortes in der Ausgabe September/Oktober 2008 von „Zeit Campus“.

Leider fiel mir in dem besagten Artikel ein eklatanter Fehler auf, weshalb ich es für nötig halte, sie darauf aufmerksam zu machen. Und zwar wird dort, mit Bezug auf eine Studie der HIS Hochschul-Informations-System GmbH, erwähnt, dass den 22% der ostdeutschen Studenten, die in einem westdeutschen Bundesland studieren, nur 4% westdeutscher Studenten, welche in einem ostdeutschen Bundesland studieren, gegenüberstehen. Diese Zahlen wurden in dem Artikel als Anzeichen gewertet, dass westdeutsche Universitäten beliebter seien als ostdeutsche.

Ich bin jedoch der Meinung, dass man diese Zahlen nicht auf diese Art interpretieren darf. „Ost-West-Studententransferzahlen“ weiterlesen

Schönbohm – Stoiber – Börner?

Ein Bericht bei Zapp zeigt sture Bürokraten in einem ostdeutschen Städtchen, die es mit dem Recht nicht immer so genau nehmen würden. Initiiert wurde die Recherche zu diesem Thema durch einen Film von Hans-Jürgen Börner, der auf der Suche nach Stasi-Mitarbeitern war, um die Motive ihrer Arbeit zu erfahren. Von einem Journalisten, der seit über 30 Jahren im Berufsleben steht, könnte man dabei freilich Sachlichkeit und Gelassenheit erwarten, die einen auftretenden Konflikt entschärfen würden. Stattdessen heizt seine Überheblichkeit das Problem nur an. Dialoge wie dieser:

Hartwig Ahlgrimm:„Wenn Sie im öffentlichen Verkehrsraum Filmaufnahmen machen, dann ist es Usus, dass Sie…“ Hans-Jürgen Börner, NDR-Reporter: „Nee, nee. Wo leben Sie?“ Hartwig Ahlgrimm: „In der Bundesrepublik.“ Hans-Jürgen Börner: „In der DDR!“ Hartwig Ahlgrimm: „Nein! In der Bundesrepublik.“

zeigen wie weit es mit der Sachlichkeit eines Hans-Jürgen Börner bestellt ist. Würde er das Argument mit der DDR etwa auch einem westdeutschen Bürokraten an den Kopf werfen? Börner verhält sich genauso unkooperativ wie der Ex-Stasi-Hauptmann, den er zuvor zur „Aufarbeitung der Geschichte“ aufforderte, da es ohne ihn „nur halb so schön wäre“ (s. Video, Timecode 1:26). Geschichtsaufarbeitung als Spaß-Erlebnis? Wenn Betonköpfe andere Betonköpfe aus Spaß weich klopfen wollen, was soll denn dabei herauskommen?

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Schlechter Journalismus

Manchmal frage ich mich, warum ich bei der Menge an Pamphleten bei SPON überhaupt noch bei SPON lese. Nun ja, die Antwort muss wohl lauten: SPON ist aktuell, international und multimedial. Neben den vielen grottenschlechten Artikeln findet man hin und wieder ja auch tatsächlich ein paar gute Artikel, auf die ich neben den schlechten in meinem Blog manchmal auch verweise.

Ein Musterbeispiel schlechten Journalismusses stammt nun von Reinhard Mohr. Er verfasste eine Kritik zur Sendung von Maybrit Illner. Von einem studierten Soziologen könnte man dabei durchaus besseres verlangen, aber man sollte halt auch nicht zu viel erwarten.

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